Linum – 25.08.2021 Es liegen aufregende Wochen hinter uns: Starkregen und Gewitter, Sommercamp und Projekttage mit Schulklassen haben uns auf Trapp gehalten, so dass wir erst spät dazu gekommen sind, die diesjährige Storchensaison zusammenzufassen.
Das letzte Drittel dieser Saison hatte es nochmal in sich: Die Unwetter um den 30.Juni haben leider vielen der Jungstörche in Linum und Umgebung das Leben gekostet. Einige Jungstörche waren zu der Zeit gerade in dem kritischen Alter von 3-5 Wochen, in denen ihr Deckgefieder noch nicht vollständig ausgebildet ist, um sie vor Regen und Wind zu schützen, sie aber auch nicht mehr klein genug sind, als dass die Altvögel sie unter ihrem Gefieder schützen (hudern) können.

Bei lang anhaltendem Regen nässt das Gefieder der Jungstörche komplett durch und sie sterben an Unterkühlung. In Linum sind dadurch insgesamt 7 Jungstörche verstorben, so dass in diesem Jahr nur 6 der Linumer Jungvögel überlebt haben.
Immer wieder werden wir gefragt, warum wir die Jungstörche in solchen Situationen nicht aus den Nestern retten, aber so einfach ist das nicht. Das Eingreifen ins Nestgeschehen ist nur unter bestimmten Voraussetzungen und mit Ausnahmegenehmigung möglich und benötigt die Zustimmung der Unteren Naturschutzbehörde. Denn obwohl der Storch dem Menschen so nahe ist, gehört er zu den Wildtieren! Solange sich aber beide Altstörche um ihre Nestlinge kümmern, handelt es sich bei ihnen nicht um hilflose Jungstörche. Die Aufzucht von Menschenhand ist beim Storch zwar etwas unproblematischer als bei manch anderer Vogelart (z.B. Kraniche oder Gänse, die sich sehr viel stärker an den Menschen binden) kann aber dennoch dazu führen, dass die Störche in ihrem natürlichen Fluchtverhalten gestört sind. Aus diesem Grund greifen wir nur dann ein, wenn akute Gefahr im Verzug ist, wenn sich die Jungstörche z.B. in Schnüren verfangen haben, oder sie von den Altvögeln aus dem Horst geworfen wurden.

Nun aber zum erfreulicheren Teil: Der Jungvogel auf der Storchenschmiede konnte am 22.06. erfolgreich beringt werden und hat auch die Unwetter gut überstanden. Pünktlich zu Beginn unseres Sommercamps am 25.07. hat er seinen ersten Rundflug gemacht und kam dann nach 10 Tagen auch nicht mehr auf den Horst zurück.

Wir gehen davon aus, dass er sich mit den anderen Jungvögeln in der Region auf den Weg nach Süden gemacht hat und sind gespannt, ob wir Meldungen seiner Reise durch eine Ringsichtung erhalten. Jungstörche fliegen ohne Begleitung ihrer Eltern in die Überwinterungsgebiete. Wo sie hinfliegen, ist bei den Störchen genetisch bestimmt. Mit sinkenden Tageslängen entwickelt sich bei ihnen der Drang loszuziehen, die richtige Richtung wird über das Erdmagnetfeld gefunden.
Die Altvögel brauchen meist noch 1-2 Wochen länger um sich von den Strapazen der Jungenaufzucht zu erholen, dann machen auch sie sich auf den Weg. Hier in Linum war es am vergangenen Wochenende so weit.

Bei strahlendem Sonnenschein haben sich die Störche in den Thermiken nach oben geschraubt um dann elegant in Richtung Südosten davon zu gleiten. Wir wünschen ihnen eine gute Reise und hoffen, sie alle im nächsten Jahr wieder hier in Linum begrüßen zu können.
Wer noch nicht genug von den Störchen hat und noch einmal nachschauen möchte, was auf dem Storchenschmiede Horst in diesem Jahr alles passiert ist, kann sich das nachfolgende Video mit einem Zusammenschnitt an Kameraaufnahmen aus dem Horst zu Gemüte führen, welches uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde.