Die letzten Störche, in der Regel die Altvögel, haben die Region Anfang September in die Überwinterungsgebiete in Afrika verlassen. Ideale Reisebedingungen herrschten für die Gleitflieger. Die spätsommerlichen Temperaturen im August/September nutzten zunächst die Jungstörche, um in Richtung Südfrankreich oder Balkan zu starten. Es ist schon beeindruckend, dass sie genetisch bedingt, ohne Elternvögel den Weg bis nach Afrika finden.
Aber wie sah die Storchensaison in der Region aus? Gemeint ist der Altkreis Ruppin von Linum bis nach Rheinsberg und Neuruppin.
Eine erste Rundfahrt Ende April/Anfang Mai ergab 45 besetzte Horste, davon 10 besetzte Nester in Linum. Einige Paare besserten noch ihre Nester aus, während andere schon mit dem Brutgeschäft begonnen hatten. Aber überall wurde stets um die Wette geklappert.
Bei einer Sichtung der Horste Ende Juni/Anfang Juli konnten in 38 Horsten insgesamt 77 Jungvögel entdeckt werden. Sieben Paare waren ohne Bruterfolg.
Die Linumer Storchenpaare brüteten alle erfolgreich. Das Paar auf der Kirchenzinne verhielt sich zunächst etwas unentschlossen. Zunächst belegte es das Nest auf einer Scheune, dann wieder auf der Kirche, so wechselten sie einige Tage hin und her. Dadurch begann bei ihnen das Brutgeschäft ziemlich spät. Zum Tag der Storchenberingung, am 24. Juni, war der einzige überlebende Jungvogel noch sehr winzig. Aber er hat es geschafft, bekam zwei Wochen später auch seinen Ring. In Linum verzeichneten wir 16 Jungstörche, davon erhielten 12 Tiere einen Ring.
Die Webcam auf dem Dach der Storchenschmiede ermöglichte Beobachtungen rund um das Geschehen im Nest. Vier Küken schlüpften, flügge ist leider nur ein Junges geworden. Zeitweilig streikte die Technik, so war der Einblick in das Brutgeschehen unterbrochen. Die überwiegend ehrenamtlichen MitarbeiterInnen bemühten sich stets um schnelle Abhilfe. Der verbliebene Jungvogel erhielt am 24. Juni die Beringungsnummern X07X6/BA046006.
Das Nahrungsangebot für die Jungstörche, vorzugweise Regenwürmer, fehlte trotz der bisweilen anhaltenden Regenfälle. Bisweilen bringen Storcheneltern unachtsam weggeworfenes Plastikmaterial, z.B. Gummibänder, ihrem Nachwuchs als Nahrung. Dies führt immer wieder dazu, dass Storchenküken elendig zu Grunde gehen.
Auch wenn wir uns über mehr Storchennachwuchs gefreut hätten, die Population der Weißstörche insgesamt ist nicht gefährdet. Es gibt Gegenden mit einem deutlichen Zuwachs an Bruterfolgen.
Eine Kuriosität während der Saison verursachte ein Schmunzeln. Ein Storch versuchte auf einer Feuerwehrsirene Zweige zu einem Nest zusammenzubringen. Er hat sein Vorhaben aber aufgegeben.
Fotos und Text: Helga Müller-Wensky (Storchenbeauftragte)